Hersteller von Kunststoffverpackungen haben die Maßnahmen Europas als Reaktion auf die Einweg-Kunststoffrichtlinie der EU streng evaluiert. Die Kritik richtet sich zum einen an der EU-Richtlinie selbst, die 2019 eilig verabschiedet wurde und viele Fragen offenließ. Kritisiert wird auch, dass viele Mitgliedstaaten – anders als Deutschland – die Richtlinie nicht fristgerecht umgesetzt und teilweise sogar übertroffen haben.
„Viele Unklarheiten in der Richtlinie und deren unterschiedliche Umsetzung in Geschwindigkeit und Inhalt führen dazu, dass für viele Verpackungen in Europa künftig ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen gelten wird“, kritisierte der Mediziner. Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen.
In der EU gibt es eigentlich einheitliche Anforderungen an Verpackungen zum Schutz des Binnenmarktes. IK wies darauf hin, dass nur sieben Mitgliedstaaten inklusive Deutschlands bestimmte Einwegprodukte aus Kunststoff erstmals auf den Markt bringen, wie zum Beispiel Strohhalme oder bestimmte EPS-Produkte, ab 3. Juli 2021. Kritisch sieht IK auch nationale „Insellösungen“ wie die von Italien vorgeschlagene Ausnahme für biobasierte Kunststoffe, die Ausnahme für kunststoffbeschichtete Pappbecher oder die französischen Kennzeichnungsvorschriften. Einen Grund für die schleppende und unterschiedliche Umsetzung von EU-Anforderungen sieht IK in den Leitlinien des Ausschusses zur Richtlinienauslegung, die zu spät erlassen wurden und sich teilweise widersprachen.
„Die chaotische Umsetzung der EU-Einwegkunststoffrichtlinie ist ein Weckruf für die Politik, künftig von solchen populistischen Schnappschüssen abzusehen“, erklärte Engelman – auch für die anstehende Überarbeitung der EU-Verpackungsrichtlinie. "Eine weitere Unterteilung des Binnenmarktes in verschiedene Verpackungsregulierungsbereiche wird nicht nur den Austausch von überwiegend verpackten Waren in der EU erschweren, sondern auch das Ziel einer Verpackungs-Kreislaufwirtschaft untergraben. Am Ende zahlen die Verbraucher die Rechnung - durch Preiserhöhungen.